Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen.
Sodann, Diener Gottes, ich ermahne mich selbst und euch zur Rechtschaffenheit. Seid rechtschaffen! Und wisst, dass Allâh, der Erhabene, uns Pflichten auferlegt und uns einiges verboten hat. Man muss daher stets bedacht sein, die Pflichten zu verrichten und das Verbotene zu meiden und zu unterlassen, sodass man nicht zu den Verlierern am Tag des Jüngsten Gerichts zählt. Allâh, der Erhabene, hat unter anderem den Hochmut verboten. Diese Sünde zählt zu den Sünden des Herzens und ist eine schlimme Krankheit. Der Gesandte Gottes ﷺ sagte in einem Hadith:
”لا يَدْخُلُ الْجَنَّةَ مَنْ كَانَ في قَلْبِهِ وَزْنُ ذَرَّةٍ مِنْ كِبْرٍ“
Die Bedeutung lautet:
„Ein Muslim, der etwas Hochmut in seinem Herzen trägt, tritt nicht mit den ersten Muslimen ins Paradies ein und verdient eine harte Strafe im Jenseits“.
Der Hochmut unterteilt sich in zwei Arten. Die erste Art des Hochmuts besteht darin, dass jemand die Wahrheit zurückweist, obwohl er die Kenntnis hat, dass das Gesprochene wahr ist. Wie z. B. wenn jemand einem anderen einen Ratschlag gibt, aber dieser diesen Ratschlag von ihm nicht annimmt, weil der Ratschlaggeber jünger oder weniger vermögend als er ist. Dieser Umstand fällt ihm aus Arroganz schwer und deswegen akzeptiert er die Wahrheit nicht und lehnt diese ab. Manchmal kann diese Art des Hochmuts zum Unglauben führen, möge Allâh uns davor beschützen. Ein Beispiel dafür ist, wie wenn jemand ein Urteil, das allgemein unter den Muslimen als solches bekannt ist und ihm nicht entgangen sein kann, ablehnt.
Die zweite Art des Hochmuts ist, Menschen herabzusetzen: wie wenn jemand den Ton erheben würde, wenn er andere anspricht mit der Absicht, sich über sie zu stellen. Und dies tut er nur, weil er z. B. vermögender oder berühmter ist, oder weil er ein besonderes Ansehen unter der Bevölkerung genießt.
Ein anderes Beispiel dafür ist, wenn jemand aus Eitelkeit und Protz mit einem besonderen Gang vor anderen läuft. Diesbezüglich sagte der Gesandte Gottes Muhammad ﷺ:
”مَنْ تَعَظَّمَ في نَفْسِهِ أَوِ اخْتَالَ في مِشْيَتِهِ لَقِيَ اللهَ وَهُوَ عَلَيْهِ غَضْبَان“
Die Bedeutung lautet: „Wer von sich eingebildet ist und sich hochmütig verhält oder an anderen voller Eitelkeit und Protz vorbeigeht, verdient eine harte Strafe im Jenseits.“
Die Lösung für die Bekämpfung dieser Krankheit, welche sich heutzutage im Namen der angeblich modernen Erziehung sehr verbreitet hat, ist schlicht und einfach: Mit einer aufrichtigen Absicht bescheiden zu sein. Dies stellt einen hohen Nutzen für das Individuum und die Gesellschaft dar.
Diesbezüglich sagte der Gesandte Gottes Muhammad ﷺ:
”إِنَّكُمْ لَتَغْفَلُونَ عَنْ أَفْضَلِ الْعِبَادَةِ التَّوَاضُع“
Die Bedeutung lautet: „Vielen Muslimen entgeht die Belohnung für eine der besten Art der religiösen Handlung: Die Bescheidenheit“
Wer bescheiden ist und danach handelt, dieser verdient im Jenseits eine besondere Belohnung und Allâh beschert ihm in dieser Welt und im Jenseits einen hohen Stellenwert.
Liebe Brüder im Islam, der edle Qur’ân zeigt uns viele Beispiele, aus denen die Menschen lehrreiche Weisheiten in Bezug auf ihre Zustände, Handlungen und die - aufgrund ihrer Verhaltensweisen – von ihnen zu tragenden Konsequenzen entnehmen können. Dazu gehört die Geschichte über die zwei Männer, von denen der eine rechtschaffen und gläubig war und der andere reich, jedoch nicht an Gott und nicht an Seine Gesandten glaubte. Sie werden im Qur’ân als Beispiel erwähnt, damit man sich durch die Welt nicht täuschen lässt und das Jenseits vergisst. Allâh, der Erhabene, sagt im edlen Qur’ân in der Sûrah al-Kahf, Âyah 32-36:
وَاضْرِبْ لَهُمْ مَثَلاً رَجُلَيْنِ جَعَلْنَا لأَحَدِهِمَا جَنَّتَيْنِ مِنْ أَعْنَابٍ وَحَفَفْنَاهُمَا بِنَخْلٍ وَجَعَلْنَا بَيْنَهُمَا زَرْعًا* كِلْتَا الْجَنَّتَيْنِ ءَاتَتْ أُكُلَهَا وَلَمْ تَظْلِمْ مِنْهُ شَيْئًا وَفَجَّرْنَا خِلالَهُمَا نَهْرًا * وَكَانَ لَهُ ثَمَرٌ فَقَالَ لِصَاحِبِهِ وَهُوَ يُحَاوِرُهُ أَنَا أَكْثَرُ مِنْكَ مَالاً وَأَعَزُّ نَفَرًا * وَدَخَلَ جَنَّتَهُ وَهُوَ ظَالِمٌ لِنَفْسِهِ قَالَ مَا أَظُنُّ أَنْ تَبِيدَ هذِهِ أَبَدًا * وَمَا أَظُنُّ السَّاعَةَ قَائِمَةً وَلَئِنْ رُدِدْتُ إِلى رَبِّي لأَجِدَنَّ خَيْرًا مِنْهَا مُنْقَلَبًا
Die Bedeutung lautet: Führe ihnen das Gleichnis von den zwei Männern an! Dem einen gab Allâh zwei Gärten mit Traubenreben, umgeben von Dattelpalmen und dazwischen Getreidefelder. Beide Gärten brachten Erträge, die den Erwartungen nicht nachstanden. In der Mitte der Gärten ließ Allâh einen sprudelnden Fluss entspringen. Der Besitzer der beiden Gärten hatte reiche Ernte. Bei einer Auseinandersetzung mit seinem Gefährten sagte er diesem: "Ich habe mehr Vermögen und mehr starke Männer um mich herum als du." Er trat in seinen Garten ein, tat sich selbst durch Überheblichkeit unrecht und sagte seinem Gefährten: "Ich glaube nicht, dass dieser Garten je zerstört werden könnte. Ich glaube auch nicht, dass die Stunde der Auferstehung eintreten wird. Sollte mich Allâh doch auferstehen lassen, werde ich im Jenseits einen noch besseren Garten finden."
Unter den Nachkommen des Propheten Ya^qûb gab es zwei Brüder, der eine war ein guter Muslim, der das Gute liebte und davon viel verrichtete. Der andere war kein Muslim, sondern ein Götzenanbeter, der geizig und habgierig war und einen schlechten Charakter hatte. Als ihr Vater starb, teilten sie sich sein Erbe. Jeder von ihnen gab seinen Anteil entsprechend seiner Vorlieben und seines Charakters aus. Der gläubige Bruder gab sein Vermögen für Dienste und Spenden an Arme und Bedürftige und für den Bau von Moscheen aus, um von Allâh belohnt zu werden. Als er nichts mehr hatte, war er auf eine Arbeit angewiesen, durch die er seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Der Bruder, der kein Muslim war, legte sein Vermögen sogleich zurück, verwehrte es den Bedürftigen und beschimpfte die Hilfesuchenden. Er beschäftigte sich mit Handel und machte großen Gewinn, so dass er der Reichste seiner Zeit wurde. Er legte sich zwei große Gärten an, bepflanzte sie mit Traubenreben und umgab sie mit Palmen. Die Palmen standen dicht nebeneinander und wurden nur durch einen Fluss getrennt, der sämtliche Pflanzen bewässerte. Als der muslimische Bruder für seinen Lebensunterhalt arbeiten wollte, ging er zu seinem reichen Bruder. Er ging durch viele Türen, bis er ihn schließlich traf und ihm dann sein Bedürfnis mitteilte. Der Bruder, der kein Muslim war, sagte daraufhin: „Hatte ich das Vermögen nicht zu gleichen Teilen aufgeteilt? Was hast du mit deinem Vermögen gemacht?“ Der Muslim antwortete: „Ich spendete es in der Hoffnung, von Allâh großen Lohn zu erlangen.“ Der Bruder fing daraufhin an, ihn zu erniedrigen und sein Unglaube nahm dadurch zu, da er die Spende als Geldverschwendung bezeichnete. Er nahm seinen gläubigen Bruder an die Hand und zeigte ihm mit Hochmut seinen Besitz. Er leugnete die Auferstehung und das Vergehen seiner Güter. Er sagte: „Wenn es nach deiner Behauptung die Auferstehung und das Jenseits gibt, dann werde ich nichts zu verlieren haben, denn so wie Allâh mir auf dieser Welt an Gaben bescherte, so wird Er mir im Jenseits aufgrund meiner Stufe noch mehr geben.“ Sein muslimischer Bruder ermahnte und warnte ihn vor dem Unglauben und sagte: „Was du mir aufgrund meiner Armut vorwirfst, wird dich als Bestrafung heimsuchen, denn wahrlich, ich erhoffe mir, dass Allâh mir im Jenseits einen Garten beschert, der besser ist als dein vergänglicher Garten. Außerdem kannst du deine Gärten nicht davor bewahren, dass durch starke Winde Blätter fallen und davon geweht werden. Weiterhin, wenn dieses klare Wasser in die Erde versickert, wie willst du es zurückholen? Wer kann dir helfen, wenn Allâh dir dieses nicht bestimmte.“ Daraufhin verließ er ihn. In der Nacht geschah dann das, was der gläubige Bruder erwartete. Allâh sandte starken Regen und Stürme, die seine Gärten zerstörten und der Fluss versiegte. Die Erde wurde schlecht und auf ihr gab es weder Pflanzen noch Bäume. Sie war gefüllt mit Schlamm, keiner hätte auf ihr gehen können. Als dieser Götzenanbeter am Morgen aufwachte, ging er - wie gewohnt - zu seinen Gärten, um darin spazieren zu gehen und sich unter den Schatten der Reben zu legen. Als er sah, was mit seinen Gärten geschehen war, bekam er einen trockenen Hals und schlug aus Kummer und Schmerz mit der einen Hand gegen die andere. Er bereute seine Aussagen, durch die er Unglauben begangen hatte. Er bereute es, dass er den Tag der Auferstehung geleugnet hatte und sagte: „Ach, hätte ich doch meinem Schöpfer keinen Teilhaber beigesellt!“ Als er arm wurde, verließen ihn seine schlechten Freunde, die ihn bei seinem Unglauben und seiner Ungerechtigkeit unterstützt hatten. So blieb er allein verlassen und ohne Helfer zurück. Allâh, der Erhabene, sagt im edlen Qur’ân in der Sûrah al-Kahf, Âyah 43:
وَلَمْ تَكُنْ لَهُ فِئَةٌ يَنْصُرُونَهُ مِنْ دُونِ اللهِ وَمَا كَانَ مُنْتَصِرًا
Die Bedeutung lautet: Er hatte keine Anhänger, die ihm hätten helfen können und er selbst fand keine Hilfe.
Diener Gottes, in den Geschichten der vorangegangenen Gemeinschaften liegen viele Lehren. So lasst uns auch daraus Lehren ziehen, denn wahrlich, der Kluge ist derjenige, der für sich aus den Handlungen anderer Lehren zieht.
Allâh, der Erhabene, sagt im edlen Qur’ân in der Sûrah al-Qasas, Âyah 83:
تِلْكَ الدَّارُ الآخِرَةُ نَجْعَلُهَا لِلَّذِينَ لا يُرِيدُونَ عُلُوًّا في الأَرْضِ وَلا فَسَادًا
Die Bedeutung lautet: Jenen Wohnort im Jenseits gibt Allâh denjenigen, die auf Erden weder Hochmut noch Verderbnis begehren.
Wir bitten Allâh, uns auf dieser Welt und im Jenseits Gutes zu bescheren und uns als rechtschaffene Muslime sterben zu lassen.
Dies dazu und ich bitte Allâh für euch und mich um Vergebung.
Ali Kemal