06.03.2006 - 17:22
Ja'fari Madhab (Ca�fer-i Mezhebi)
Der Islam heute besteht aus mehreren Rechtsschulen, denen die Muslime folgen. Diese werden Madhab, Rechtsschule, genannt. Normalerweise bedeutet Madhab (tr.: Mezheb) �Weg�. [1] Da aber diese heutigen Madhab ideologische Hintergr�nde haben und instrumentalisiert wurden, indem sie als sogenannter �Ratgeber� welcher das Leben eines Einzelnen ordnet, werden sie �Rechtsschulen� genannt.
Die Gr�ndungen dieser Rechtsschulen gehen zur�ck bis ins 8 Jhd. Obwohl eigentlich die Namensinhaber dieser Rechtsschulen niemals beabsichtigten solche zu gr�nden, haben sich deren Sch�ler und Anh�nger nach den Namen ihres jeweiligen Mentors genannt. Unter dem Einfluss der Abbasiden, f�r die Fetwas f�r ihre angeblich richtige Stellung als Kalifen erliessen wurden, formten sich allm�hlich die Rechtsschulen.
4 Sunni Madhab und Imamiyya
Der Islam spaltet sich zun�chst in zwei Hauptgruppierungen auf: Ahl�u Sunnah wa�l Jamaah und Shi�a. Unter der Ahl Sunnah hat es w�hrend der islamischen Geschichte sehr viele Gruppierungen gegeben, die heute schon nicht existieren. Bis heute haben sich jeweils vier Rechtsschulen innerhalb der Ahl Sunnah heraus kristallisiert. Diese heissen:
Hanefi; Abu Hanifa, Numan b. Sabit al-Kufi (Hijri 80-150)
Maliki; Malik b. Anas, (Hijri 93-179)
Shafii; Muhammad b. İdris Shafii, (Hijri 105-204)
Hanbali; Ahmad b. Hanbal (Hijri 164-241)
Numan b. Sabit (Abu Hanifa), Malik b. Anas, Muhammad Shafii und Ahmad b. Hanbal haben zur Zeit des Regimewechsel der Umayyaden und Abbasiden gelebt. In Medina herrschte eine Atmosph�re der Wissenschaft, da zu der Zeit die Tabiin (die Generation die die Sahabis gesehen haben) noch lebten. Nat�rlich war diese Atmosph�re eher eine fast erstickende im Vergleich dazu wenn man bedenkt, dass Tyrannen an der Macht gewesen sind, die dem eigentlichem Geist des Islam gegenstanden. Trotzdem herrschte eine Renaissance der islamischen Wissenschaft. Ein freier Islam h�tte hingegen mehr Bl�ten hervorgebracht�
Die vier oben genannten Rechtsschulen sind heutzutage die weit verbreitesten Schulen die von den Muslimen heute gefolgt werden. Nur diese vier Schulen werden als �haqq� (wahrhaftig) von ihren eigenen Anh�ngern eingestuft. Anderen Schulen wird keine Beachtung gegeben, wenn nicht gleich als �Ahl Bidah� (Anh�nger der Erneuerung) abgestempelt.
Die vier Rechtsschulen geh�ren der Ahl Sunnah wa�l Jamaah an. Doch was ist der anderen Seite des Islam, der Shi�a? Innerhalb der Shi�a (Anh�nger der Ahl ul-Bait (a.s.) ) sind ebenfalls im Verlauf der islamischen Geschichte Gruppierungen enstanden, von denen es schon viele nicht mehr gibt. Heutzutage sind in der Shi�a die drei Schulen Zaiditen, Ismailiten (7er Imamiten) und Ja�fariten (12er Imamiten) bekannt.
Die Zaiditen anerkennen den Sohn von Imam Zain al-Abidin (a.s.) Zaid als Imam an, und folgen seiner Lehre. Die Ismailiten, auch bekannt als 7er Schiiten, werden nach dem �ltesten Sohn von Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) Ismail (r.a.) benannt.
Wir besch�ftigen uns hier mit den �Ithna Ashariyya�, sprich den 12er Schiiten, also der Ja�fariyya. Warum heisst dieser Madhab �Ja�fari�?
Dieser Name geht zur�ck auf Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.), dem 6. Imam der zw�lf Imame. Er hat keine Rechtschule nach seinem Namen gegr�ndet, jedoch hat er den Machtvakuum der Umayyaden und Abbasiden ausgenutzt, und sich der Wissenschaft gewidmet, eine Universit�t gegr�ndet, und bis zu 4000 Studenten unterrichtet. Auch wenn Imam Ja�far (a.s.) seitens der Abbasiden angeboten wurde, am zuk�nftig neuem Regime teilzuhaben, hat der Imam (a.s.) dies abgelehnt.
Unter diesen Tausenden von Studenten waren Abu Hanifa, Malik b. Anas und Wasil ibn Ata (der Gr�nder der Sunni Mutazila Schule). Ein sehr ber�hmter Ausspruch von Abu Hanifa lautet: �W�ren die 2 Jahre (Unterricht bei Imam Ja'far) nicht gewesen w�ren, so w�re Numan (Abu Hanifa selbst!) untergegangen!�
Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) lehrte Tafsir (Korankommentar), Hadith (Ausspr�che des Propheten Hz. Muhammed (s.a.a.) und Imam Ali (a.s.) ), Irfan (Mystik), Fiqh (Jurispundenz) und andere wissenschaftliche Gebiete wie Astronomie, Mathematik, Philosophie, Anatomie und Chemie bzw. Alchemie.
Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.)
Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) wurde am 20 April 702 n. Chr. in Medina geboren. Er hat am selbem Tag Geburtstag wie der Prophet Hz. Muhammed (s.a.a.), wenn man das Jahr nat�rlich nicht ber�cksichtigt. Sein Vater ist der 5. Imam Muhammed al-Bagir (a.s.) gewesen. Aber schon als kleiner Junge lernte er unter seinem Grossvater Imam Ali Zain al-Abidin (a.s.). Zain al-Abidin (a.a.) ist der Sohn von Imam Hussain (a.s.), welcher als einzigster Mann das Massaker von Kerbela 680 n. Chr. �berlebte, und �ber ihm die Kette der Imame und der Stammbaum der reinen Ahl ul-Bait (a.s.) erfolgte. Nach dem Tode von Zain al-Abidin (a.s.), �bernahm Muhammed al-Bagir (a.s.) den Unterricht an seinen Sohn Ja�far (a.s.). Als auch dieser 742 n. Chr. verstarb, war Ja�far as-Sadiq der neue Imam der Ummah und ein gebildeter Mann, welcher sehr bekannt f�r sein tiefes Wissen gewesen ist.
Sein Sch�ler Malik b. Anas sagte sogar �ber ihm: �Es hat kein Auge gesehen oder ein Ohr geh�rt, dass es jemanden g�be, der in zu seiner Zeit gebildeter und religi�ser gewesen ist als Imam Ja�far!�
Zu der Zeit von Imam Ja�far (a.s.) herrschte wie bereits erw�hnt ein Machtvakuum zwischen den Umayyaden und Abbasiden. Obwohl viele Anh�nger der Ahl ul-Bait (a.s.), wie z.B. Ja�far�s (a.s.) Onkel Zaid ibn Ali (der Sohn von Zain al-Abidin (a.s.) ) Aufst�nde gegen das Umayyaden Regime f�hrten, nahm Imam Ja�far (a.s.) nicht dran teil. Nicht, dass der Imam (a.s.) das Umayyadische Regime legimitierte (hascha!), nein sondern weil dieser diesen Machtvakuum wertvoll ausnutzte und sich der Wissenschaft hingab, und islamische Grundgebiete unterrichtete. Somit war Imam Ja�far (a.s.) ein Licht seiner Zeit, der den Islam vor dem endg�ltigem Ersticken zwischen Korruption, Machtgier, Tyrannei der Umayyaden und Abbasiden regelrecht rettete. Er war auch derjenige gewesen, der zum ersten Mal bekannt gab, wo das Grab von Imam Ali (a.s.) sich befindet, was vorher verschwiegen wurde, weil die grosse Gefahr bestand, dass das Grab Hz. Ali�s (a.s.) von dessen verhassten Gegnern gesch�ndigt werden k�nnte.
Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) verstarb am 4. Dezember 765 n. Chr. in Medina, und ist im bekanntem �Jannat ul-Baqi� (Medina) beerdigt.
Ja�fari Madhab wurde vor einigen Jahren von der Sunni Universit�t �al-Azhar� in Kario als legitime 5. Rechtsschule des Islam per Fatwa anerkannt.
Die Hauptquellen des Ja�fari Madhab laut schiitischen Gelehrten sind: der Qur�an, die Sunnah des Propheten (s.a.a.) welches �ber die Ahl ul-Bait (a.s.) �berliefert wurde, Ijma (Konsens) und Aql (Vernunft). [2]
Selbstverst�ndlich hat Imam Ja�far (a.s.) keine Rechtsschule nach seinem Namen gegr�ndet. Sein Weg war der des Propheten Hz. Muhammed (s.a.a.) gewesen, und seine Pflicht ist es gewesen (wie der der seines Vater und Grossvater und Urgrossvaters �ber die zwei Prinzen des Paradieses Hassan und Hussain (a.s.), Imam Ali (a.s.) bis hin zum Propheten (s.a.a.)) das wahre Wissen und die Erkenntnis um den Qur�an und die Sunnah des Propheten zu sch�tzen und weiterzugeben. Somit ist also sein Weg auch der Weg der nachfolgenden Imame, wie sein Sohn und Nachfolger Musa-i Kazim (a.s.), Ali Ridha (a.s.), Muhammed Taqi (a.s.), Aliyun Naqi (a.s.) Hassan al-Askari (a.s.) und der Imam unserer Zeit Imam Muhammed al-Mahdi (gegr�sst sei er!).
�Ja�fari Madhhab� und die Aleviten
Warum aber verstehen sich Aleviten trotzdem als Ja�fari, wenn dieser Begriff als solches nicht notwendig ist? Der Grund hier f�r ist, dass zur der Zeit von Imam Ja�far (a.s.) das Wissen um den Islam durch ihn am st�rksten und korrekt verbreitet wurde. Der Unterschied zwischen Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) und den anderen vier Madhab Mentoren ist, dass Imam Ja�far (a.s.) niemals Ijtihad (selbstst�ndige Rechtsfindung) und Fatwas erlassen, sondern immer auf direkten Befehl des Quran�s und unter dem Beispiel des Propheten (s.a.a.) agiert hat. W�hrend aber das Grundprinzip der anderen vier Sunni Madhab auf Analogieschluss (Qiyas) und eigene Interpretationen basiert.[3] Deshalb gibt es unter den Sunniten keine Einheit, welches logischerweise diverse Widerspr�che in der Aqida implizieren. Die anderen (oben genannten) vier Gelehrten, haben die Methodik der Tabiin (nachfolgende Generation der Sahabis) �bernommen, die leider gegen�ber der Ahl ul-Bait (a.s.) standen. Zudem haben sich die Lehren dieser vier Sunni Madhab nach dem Tode der vier Sunni Gelehrten unter dem Einfluss der Abbasiden ver�ndert. [4]
Wie verbinden Aleviten ihre Stellung zum Ja�fari Madhab? Das Wort �Alevi� als solches f�r die Anh�nger der Ahl ul-Bait (a.s.) in Anatolien und Mesopotamien gibt es seit etwas mehr als 150 Jahren. Alevitische (Ja�fari) Schulen gab es schon zu Zeiten von Haji Bektash-i Wali, der in Khorasan seine Ausbildung erhielt, und im 13. Jhd. nach Anatolien ging, um die Lehren der Ahl ul-Bait (a.s.) zu verbreiten. Zuletzt das Safawiden Reich unter Shah Ismail Hatayi, die den Grundstein f�r die 12er Shi�a festigten, und die Bindung der Aleviten zu ihnen unter der Herrschaft der Osmanen, zeigt dies deutlich.
Allein, dass es heute immer noch ein Buch unter Aleviten in Anatolien bekannt ist, welches den Titel �İmam Cafer Buyruğu� (�Die Gebote Imam Ja�far�s�) hat, ist ein gravierender Beweis daf�r, dass Aleviten sich zur Lehre von Imam Ja�far as-Sadiq (a.s.) bekennen.
Jedoch: W�re es sinnvoll nachzuhaken, und zu erkl�ren, dass sich das Bild der Aleviten in Bezug auf Imam Ja�far (a.s.) und auf das Verst�ndnis des �Madhab� erheblich sich der von den Sunniten unterscheiden.
Die Aleviten und Bektashiten sehen in Imam Ja�far (a.s.) keinen rationalen Theologen, sondern als einen transzendenten Murshid seiner Zeit, welcher von Gott als Imam berufen wurde. Er und die anderen 11 Imame sind die Pole des Makrokosmos[5], die S�ulen und Vollkommung des Islam[6] und die Kalifen Muhammed�s (s.a.a.)[7]. Sie sind der verl�ngerte Seil[8], welches zu Gott, zur Wahrheit und der Erkenntnis, welcher im Menschen verborgen ist, f�hrt. Sie kennen das Verborgene, und erkennen hinter jeder Tat eine Weisheit. Imam Ja�far (a.s.) war niemals f�r eine Instrumentalisierung und Authoritisierung des Dinillah (Gottes Religion), sondern er war ein Beispiel f�r die Liebe (�Ashq), Dank, mit denen ein Gl�ubiger seinem Sch�pfer pers�nlich n�hern sollte und f�r die Entwerdung in Gott (Fena fi Allah). Zwei Beispiele des Dichter Virani zeigen dies klar und deutlich:
�Cafer Sadık yoluna giydiler fahr-ı fena/
Baş a�ık yalına ayak uryandurur abdallar.�